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Die Höchstädter, seit eh und je gescheite Leute, haben sich einmal einen Streich erlaubt, der sie weit in der Gegend berühmt machte.

Einmal wollen die Stadtväter von Höchstädt ihrem trefflichen Bürgermeister anlässlich seines silbernen Dienstjubiläums eine besondere Freude bereiten. Deshalb berieten sie, wie die Ehrung am besten und billigsten durchzuführen wäre. Die Meinungen waren geteilt, der eine glaubte mit dem, der andere mit jenem Geschenk dem Stadtoberhaupt eine besondere Freude erweisen zu können. Lange Zeit konnte man sich nicht einigen. Da ergriff der Spittelbäck das Wort und riet den Mitbürgern, dem Bürgermeister einen Gugelhopf zu schenken, der in einer ungewöhnlichen Form gebacken werden sollte. Der Gugelhopf ist nun einmal das Leibgericht der Höchstädter und wird von jung und alt gerne gegessen. Man sagte den Höchstädtern nach, sie hätten stets drei Gugelhöpfe – einen zu Hause, einen zweiten beim Bäcker und einen dritten in der Rocktasche bei sich. Der Spittelbäck erbot sich, den Gugelhopf selbst zu backen. Als Backform erwählte er einen Gutter, ein flaschenartiges Gefäß, in dem sonst der Weichselsaft aufbewahrt wurde. Mit dem Einverständnis aller Stadtväter machte er sich sofort ans Werk und rührte den Teig an. Dabei sparte er nicht an Zutaten, wie Zibeben (getrocknete Weinbeeren), Eiern, Schmalz und Zucker. Danach goss er den Teig in den bauchigen Gutter und schob diesen in den Backofen. Als der Kuchen gebacken war, verkündete der Spittelbäck voller Freude den Stadtvätern und der ganzen Bürgerschaft seinen Erfolg. Auf dem Marktplatz sollte der Gugelhopf aus seiner Form befreit werden. Aber ohje! Zum Schrecken aller Anwesenden wusste niemand einen Rat. Alle Versuche, das wohlgelungene Backwerk herauszubringen, blieben vergeblich. Bestürzt standen die Ratsherren da und ließen die Köpfe hängen. Sie schauten hilfesuchend um sich, ob ihnen nicht doch jemand aus dieser heillosen Verwirrung helfen könnte. Ein ganz Gescheiter riet, man soll die gelehrten Professoren aus Dillingen kommen lassen, diese weisen Herren könnten sicher einen Ausweg finden. Die Dillinger Gelehrten, an der Spitze der würdevolle Rektor, entsprachen dem Wunsche der Höchstädter und kamen unverzüglich. Aber auch sie besahen ratlos den Gutter und gestanden, dass sich ein solches Problem in Dillingen noch nie ergeben habe. Nun waren die Höchstädter völlig verzweifelt und ahnten nichts Gutes. Da kam der Retter in Person des Kuhhirten hinzu, der den Jammer seiner Mitbürger mit angehört hatte. Er guckte einen Augenblick den Gutter an, und schon ging ihm ein Licht auf. Kurzerhand schlug er mit seinem Hirtenstab das Gefäß entzwei. O Jubel, der Gugelhopf war gerettet! Ihrem Hirten, dem Befreier des Gugelhopfes taten die Höchstädter beim Festmahl alle Ehre an. Seitdem sind die Höchstädter die „Gugelhopfe“.